Die neue Softwarelösung FeuerTrutz Composer unterstützt Brandschutzsachverständige bei der Erstellung eines Brandschutzkonzeptes. Mithilfe des Tools werden Standardabläufe automatisiert und der Rechercheaufwand wird deutlich reduziert. Als fachlichen Partner hat FeuerTrutz Network das Aachener Sachverständigenbüro BFT Cognos ins Boot geholt. Im Interview erklärt Dipl.-Ing. Andreas Plum, geschäftsführender Gesellschafter bei BFT Cognos, warum FeuerTrutz Composer den Job des Brandschutzsachverständigen keinesfalls ersetzt und weshalb die Digitalisierung der Brandschutzplanung unvermeidlich ist.
Andreas Plum: Digitalisierung bedeutet u.a., Arbeitsprozesse immer mehr zu automatisieren. Auch beim Brandschutz wollen wir am Puls der Zeit bleiben. Ein Tool, das dem Brandschutzplaner einfache und repetitive Tätigkeiten abnehmen kann, schafft mehr Raum für die eigentlichen gutachterlichen Aufgaben eines Brandschutzsachverständigen. Hierzu zählen insbesondere die kreative Suche nach Lösungen für fachliche Fragestellungen, die Kommunikation mit Planungsbeteiligten und eine hochwertige Beratung unserer Kundinnen und Kunden.
Die Erstellung des Brandschutzkonzeptes macht von der Grundlagenermittlung bis zur Genehmigungsplanung nahezu 50 % des Gesamtplanungsprozesses für den Brandschutz aus. Während in den vergangenen Jahren die Digitalisierung in den höheren Leistungsphasen, insbesondere bei der Bauüberwachung, durch entsprechende Tools deutliche Fortschritte gemacht hat, arbeiten viele Brandschutzingenieurbüros bei der Erstellung von Brandschutzkonzepten noch immer sehr konservativ. Gerade auch mit Blick auf den Fachkräftemangel bei spezialisierten Brandschutzfachplanern wird es zukünftig noch mehr darauf ankommen, die Expertise der einzelnen Kolleginnen und Kollegen zielgerichteter einzusetzen. Dabei ist jede digitale Abschaffung lästiger analoger Routinen willkommen.
Im Composer werden bauordnungsrechtliche Vorgaben für ein individuelles Gebäude intelligent ausgewählt. Man erspart sich somit vor allem die aufwändige manuelle
Zusammenstellung der relevanten deskriptiven Vorgaben aus dem gesetzlichen Regelwerk. Weiterhin sollen Funktionen wie eine Kommentierung die Zusammenarbeit mit Projektbeteiligten erleichtern und inhaltliche Hinweise die Nutzer dabei unterstützen, weitere relevante Fachinformationen schnell und einfach zu finden. Mit dem Composer bleibt der Nutzer auf dem neusten Stand, was Änderungen von Vorschriften angeht.
Über einen Vergleich unterschiedlicher Versionen einer Vorschrift kann dieser einfach prüfen, ob und wo sich baurechtliche Änderungen auf sein Projekt auswirken.
Zum einen ist beim Einsatz des Composers mit einer deutlichen Zeitersparnis gegenüber der rein manuellen Erstellung eines Brandschutzkonzeptes zu rechnen. Wir haben vor einigen Jahren bei uns im Haus im Rahmen einer Masterarbeit das Wissensmanagement untersucht. Im Rahmen von entsprechenden Umfragen unter unseren Kolleginnen und Kollegen stellte sich heraus, dass im Fachbereich Brandschutz jeder Brandschutzingenieur im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche damit zubringt, aus dem gesetzlichen Regelwerk und aus Normen und Richtlinien die gebäude- und länderspezifischen Anforderungen zu ermitteln. Wir haben hier auf der einen Seite durch unsere bisherigen Bemühungen der Digitalisierung z.B. mit der Einführung unseres BFT Wikis schon große Fortschritte gemacht.
Auf der anderen Seite gleichen sich die gesetzlichen Regelwerke in den einzelnen Bundesländern weiter an, was hier das Arbeiten ebenfalls erleichtert. Es fehlt aber nach wie vor ein Tool, welches direkt im Prozess der Konzepterstellung alle erforderlichen Informationen bereitstellt. Darüber hinaus kann eine solche Anwendung redaktionelle Fehler reduzieren und die Zusammenarbeit innerhalb und auch außerhalb des Unternehmens erleichtern.
Wir sind vor allem dafür zuständig, den fachlichen Input zu liefern. Es geht hierbei darum, die Zusammenhänge zwischen den Charakteristika eines Gebäudes und den entsprechenden bauordnungsrechtlichen Anforderungen zu systematisieren. Darüber hinaus bringen wir das nötige Hintergrundwissen ein, z.B. wie Arbeitsprozesse in der Brandschutzplanung funktionieren und wie man diese optimieren und dann auch digitalisieren könnte. Schließlich unterstützen wir die Entwickler dabei, dass das Programm wirklich eine Expertenanwendung wird.
Jeder Versuch, die individuelle, schutzzielorientierte Bewertung letztendlich durch ein Programm abzubilden, kann nach unserer Überzeugung nur scheitern. Das Programm kann und wird kein Brandschutzkonzept auf Knopfdruck liefern. Die schutzzielorientierte Bewertung erfordert immer auch eine umfassende Expertise der Konzepterstellerin oder des -erstellers. Dies betrifft auch und insbesondere die individuelle Bewertung von Abweichungen und Erleichterungen. Also um es nochmals auf den Punkt zu bringen: Das Programm wird dem Brandschutzplaner viele lästige Routinen abnehmen, erfordert aber zwingend seine Expertise bei der schutzzielorientierten Bewertung.
Während zunächst einmal die Landesbauordnungen der Länder sowie jeweils sechs Sonderbauvorschriften im Composer verfügbar werden, ist es denkbar, in Zukunft noch weitere Vorschriften oder Richtlinien aufzunehmen. Der Composer wird dann fortlaufend an Änderungen im gesetzlichen Regelwerk angepasst, so dass der User immer auf die aktuellsten Anforderungen zurückgreifen kann. Was sich einfach anhört, ist bei einem föderal geprägten Bauordnungsrecht mit 16 Bundesländern schon eine Herausforderung. Ziel wird es ebenfalls sein, mehr und mehr Fachinformationen in den Composer einzubringen. Darüber hinaus bleibt zu untersuchen, ob und wie weitere Schnittstellen zu anderen digitalen Anwendungen möglich sind, z.B. zum Building Information Modeling (BIM). Der Composer hat das Potenzial, die heute noch weitestgehend getrennt ablaufenden Prozesse für die Erstellung eines Brandschutzkonzeptes als Erläuterungsbericht und die Erstellung von Brandschutzplänen als visuelle Darstellung der Brandschutzplanung zusammenzuführen. Des Weiteren bietet der Composer auch Potenzial im Rahmen der Prüfung von Brandschutzkonzepten. So besteht z. B. die Möglichkeit, die jeweiligen Inhalte zielgruppengerecht aufzubereiten.
Während etwa für die Verständlichkeit des Brandschutzkonzeptes dem Bauherrn oder dem Architekten die jeweilige gesetzliche Grundlage im Vollzitat hilfreich ist, kann bei der Kommunikation von Experten untereinander das Konzept auf wesentliche Inhalte wie die Darstellung und Begründung von Abweichung und Erleichterungen reduziert werden. Auch andere zielgruppenspezifische Ausgabeformen des Brandschutzkonzeptes, z.B. für die einzelnen Fachplanungsdisziplinen, sind vorstellbar.
staatlich anerkannter Sachverständiger für die Prüfung des Brandschutzes, beratender Ingenieur, geschäftsführender Gesellschafter der BFT Cognos GmbH.
Mit seinem Team unterstützt Andreas Plum die Entwicklung des FeuerTrutz Composers langfristig – von der Konzeption der Baurechts-Datenbank und der Programmlogik bis hin zur laufenden Aktualisierung der im System hinterlegten Gesetzestexte.
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